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Wenn Fische ausschlitzen….


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  • Redakteur

Liebe Freunde,

 zum Thema „Ausschlitzen“ ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Vom ersten Tag an, als die berühmte Chat-Meldung in RF4 noch auf Russisch kam ("Сход" - das war das russische Wort, welches wir alle am schnellsten lernten 😊), hat sie für Emotionen und Diskussionen gesorgt, für Frust und Schadenfreude, für Unverständnis und Erklärungen. Man sollte also meinen, dass das Pferd inzwischen totgeritten ist.

 Warum greife ich es also heute wieder auf? Nun, zum einen hatten wir nach dem Patch vom 4. Juni 19 ja eine intensive Feedback-Welle erhalten, in der sich viel ums Ausschlitzen drehte, und wir haben uns daraufhin intern noch einmal gründlich damit befasst. Zum anderen gibt es aber einen interessanten Real-Aspekt dabei, und als jemand, der auch im echten Leben angelt, möchte ich Euch diese Gedanken gern vorstellen.

 Im Patch vom 4. Juni erhielten wir u.a. die Information, dass „das Anschlagen (Anhaken) des Fisches […] jetzt nur durch Halten der Tastenkombination STRG+RMT aufgeführt werden [kann].“ (https://rf4game.de/forum/index.php?/topic/2783-patchnotes-04062019/). Wie man damit spieltechnisch zurechtkommt, ist jetzt nicht die Frage; ich will auf etwas anderes hinaus: Als viele Spieler (mich selbst eingeschlossen) dann bei bestimmten Angelmethoden (v.a. Grundangeln und Spinnfischen mit Kunstködern) plötzlich eine auffallende Erhöhung der Ausschlitzrate erfuhren, z.T. verbunden mit schmerzlichen Köderverlusten (Köderfische etc.), fiel mir ein möglicher Zusammenhang auf.

Zunächst einmal war das Ausschlitz-Problem insofern ein Bug – den wir inzwischen wieder in den Griff bekommen haben – als man offenbar programmiertechnisch übers Ziel hinausgeschossen ist. Trotzdem glaube ich, dass prinzipiell durchaus auch logische Überlegungen hinter der Maßnahme standen. Denn RF4 hat den Anspruch, Euch einen absolut überzeugenden Angelsimulator zu bieten, der Spaß macht ohne dass er zu einem „Arkade-Titel“ verkommt. Wir möchten Euch im weltweit besten PC-Spiel dieser Art alle Aspekte eines echten Angelerlebnisses anbieten (und wenn wir dabei Fehler machen, korrigieren wir sie gern). Das wisst Ihr.

Nun weiß ich als echter Angler aber auch, dass Anhieb und Verlust eines Fisches eng zusammenhängen. Denn ein Fisch bleibt nur dann bis zur Landung sicher an der Leine (wir setzen voraus, dass die Montage genug Tragkraft hat), wenn auch der Haken festsitzt – und ein Haken sitzt in der Regel nur fest, wenn er mit Nachdruck – aktiv - ins Fisch(maul) getrieben worden ist. Dafür muss der Angler immer dann sorgen, wenn es der Fisch nicht zufällig selbst schon schafft (das bloße Schließen des – oft knöchernen – Mauls um einen Köder reicht meist nicht!). Und daher schlägt man bei einem Biss i.d.R. an, indem man Rute und Schnur kurz ruckartig zu sich herzieht. Das ist der Anhieb eben. Ihr könnt es Euch ähnlich vorstellen, wie man einen Nagel einschlägt – dazu braucht es ebenfalls einen aktiven Druck; der Nagel verschwindet nicht von allein in der Wand, nur weil man ihn dort ansetzt. Das heißt aber auch umgekehrt, dass immer wenn Fische beim Biss in einen Köder keinen Gegendruck erfahren – z.B. weil ein Grundköder lose am Boden liegt oder weil sie beim Verfolgen und Schnappen nach einem geführten Kunstköder die Schnurspannung zunächst lockern – eine gute Chance besteht, dass sie ihren „Irrtum“ rechtzeitig merken und den Köder wieder ausspucken. Oder halt nur ganz schwach gehakt werden. Dann hat man einen Fehlbiss, oder man verliert  diese Fische im anschließenden Kampf. So ist das im realen Angelleben – Ihr glaubt gar nicht, wie viele schöne Forellen mir (beim Spinnfischen) allein in dieser Saison schon wieder genau dadurch im Drill Tschüss gesagt haben…

Wer nun gut aufpasste, konnte feststellen, dass ein signifikanter Anteil der vielen Ausschlitzer in RF4, die wir nach dem Patch vom 4. Juni erlebten, genau durch so ein Prinzip erklärbar war. Wenn der Fisch beim Spinnangeln zubiss, als die Schnur grad locker war (oder er sie beim Anbiss selber kurz gelockert hatte), schlitzte er aus. Wenn ein Fisch einen Grundköder aufnahm, ohne ihn dabei kräftig gegen die Schnurspannung wegzuziehen – dann schlitze er aus! Für mich war das plötzlich häufige Ausschlitzen im Spiel daher zwar durchaus ein ebenso ungewohntes (Frust-)Erlebnis wie für Euch. Zugleich musste ich – mit dem Blick des Real-Anglers – aber auch feststellen, dass viele dieser Ausschlitzer im Grunde logisch erklärbar waren, weil beim Biss kein Gegendruck erfolgte – z.B., weil ich nicht rechtzeitig einen aktiven Anhieb machte. Ja, es war ungewohnt, es hat die Erfolgsquote gesenkt, es war übertrieben, aber es war auch nicht komplett unrealistisch.

Natürlich ist mir klar, dass jeder Ausschlitzer ein Frusterlebnis ist – das ist beim echten Angeln nicht anders! Und natürlich ist mir (und den Produzenten von RF4 ebenso) bewusst, dass jede Simulation ihre Grenzen bezüglich der Spieler-Frusttoleranz hat und haben muss. Ich teile zwar nicht uneingeschränkt die Aussage, dass man besser gleich ans echte Wasser gehen könne, wenn ein Angelsimulator zu wirklichkeitsnah ist – immerhin gibt es eine große Zahl an Spielern, die diese Möglichkeit grundsätzlich nicht hat (keine Zeit, kein Angelschein, physische Einschränkungen, etc.), aber natürlich muss auch die Balance zwischen Erfolgserlebnis und Herausforderung gewahrt bleiben. Und darum ist RF4 ebenfalls immer bemüht.

Ich persönlich finde, es ist andererseits aber auch nicht falsch, sich gelegentlich reale Fakten und Hintergründe des Angelsports genauer anzuschauen, über die sich unsere Entwickler bei der Übertragung dieses spannenden Outdoor-Hobbys in einen überzeugenden virtuellen Simulator für unsere Wohnzimmer natürlich auch immer Gedanken machen werden.

In diesem Sinne wünsche ich Euch, wie immer,

viel Petri Heil!

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