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Farbenlehre


MonacoSteve

Empfohlene Beiträge

  • Redakteur

Liebe Angelfreunde,

das Leben ist bunt – auch unter Wasser. Für das Tarnen und Warnen, aber auch für die Wahl von Partner und Nahrung nutzen die meisten Fische, die uns beim Angeln normalerweise interessieren, einen durchaus gut ausgeprägten Sehsinn, mit dem sie auch Farben hervorragend wahrnehmen und unterscheiden können. Entsprechend sind wir Angler gefordert, diesen Sinn zu verstehen und auch für uns zu nutzen. Wer diese Kunst gut beherrscht, wird stets erfolgreicher sein.                           

Betritt man einen Angel-Laden, ist man von der Farbenvielfalt der angebotenen Köder, Schnüre, Haken und anderen Ausrüstungsgegenstände sicherlich erst einmal „erschlagen“ – und anders geht es uns als Spieler in RF4 wohl auch nicht. Viele Angebote in unseren Gewässershops sind nicht nur in unterschiedlichem Design, sondern auch – formidentisch – in allen möglichen Farb- und Mustervarianten erhältlich. Da fragt man sich zunächst einmal schon, welches Modell man um Himmels Willen denn jetzt kaufen und später am Wasser einsetzen soll. Denn eines ist klar: Diese Farbvielfalt ist keineswegs einfach nur eine ästhetische Spielerei, sondern hat eine sehr reale Bedeutung.

Um uns die Sache mit den Farben etwas leichter zu machen, sollten wir zwei fürs Angeln besonders wichtige Faktoren ansehen: Die Nahrungswahl-Strategie der Fische und die Tarnung unserer Ausrüstung.

Für ersteres – mithin also die Wahl der optimalen Köderfarbe – gibt es schon ein paar Richtlinien (z.B. hier: https://rf4game.de/forum/index.php?/topic/2682-guide-den-richtigen-kunstköder-wählen/), aber vielleicht sollten wir noch einmal allgemein zusammenfassen, welche Faustregeln uns die Entscheidung vereinfachen können. Kunstköder (Spinner, Blinker, Wobbler, Gummifische etc.) sind ja allesamt „Reizköder“ – der Fisch soll sie (a) gut sehen, aber sie müssen auch (b) in sein aktuelles Beuteschema passen. Auf (a) haben wir von Anfang an einen direkten Einfluss, (b) hingegen können wir oft nur ansatzweise wissen und müssen es ggf. durch Austesten verfeinern. Grundsätzlich kann man freilich sagen, dass klares Wasser und gutes Licht den Köder leicht und weithin sichtbar machen, während trübe Außenbedingungen und schlechte Lichtverhältnisse natürlich das Gegenteil bewirken. Bei Tag und heller Sonne beispielsweise brauchen wir also nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen und können oft mit dezenten, natürlich wirkenden Köderfarben und – mustern den Fischen bei der Nahrungsauswahl am besten entgegenkommen. Schockfarben mögen hier sogar manchmal abschreckend wirken, zumal wenn der Fisch oder die Fischart diese Farbe ohnehin nicht präferiert. Im trüben, tiefen und dunklen Wasser oder in den dämmrigen Morgen- und Abendstunden sind kräftigere Farben hingegen durchaus angezeigt.

Ein paar Beispiele mögen das weiter verdeutlichen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass silbrige oder bläuliche Köder besonders an hellen Vormittagen recht gut laufen. Am späteren Nachmittag sind goldene oder rötliche Köder eine Option. Nachts setze ich entweder auf hohe Kontraste (schwarze/weiße Farbe) oder – und insbesondere auch tagsüber bei Regen – auf starke Farben wie Rot oder Gelb. Darüber hinaus kann man auch ein paar Grund-Präferenzen für bestimmte Fischarten mit einbeziehen; so wähle ich z.B. Köder aus dem roten Farbspektrum gerne für Salmoniden, während barschartige Räuber durchaus mit der Farbe Grün gut verführbar sind. Letzteres gilt auch für den Hecht, wobei dieser aber auch „saisonale Schwankungen“ in seiner Köder(farben)präferenz haben kann, die es dann durch Ausprobieren (oder Nachschauen in den Wochen-Rekordlisten ) herauszufinden gilt.

Ein ganz anderes – aber zunehmend wichtiges! – Thema ist die Tarnung. Alles was den Fisch von der Köderaufnahme abhalten könnte, wollen wir Angler natürlich möglichst unsichtbar machen. Das sind in erster Linie die Schnüre und Haken, aber z.B. auch Bleibeschwerungen und andere Ausrüstungsbestandteile, die ins Wasser und in die Nähe des Fisches gelangen. Dafür gibt es bereits seit langem einige gute Angebote in RF4, welche die meisten von Euch auch bereits kennen und nutzen, z.B. Schnüre oder Vorfächer aus Fluorkarbon für sensible, gut sehende (Raub-) Fische, oder besonders getarnte Futterkörbe beim Grundangeln. Es ist übrigens auch keine schlechte Idee, rote Naturköder auf rote Haken zu stecken.

Aber wie wir seit unserem neuesten Gewässer (Bernsteinsee) wissen, geht das noch weiter, denn auch die Textur des Bodengrundes wirkt sich – vor allem beim stationären Angeln mit Pose oder auf Grund – künftig auf die optimale Wahl unserer Ausrüstung aus. Da kommt zur Farbe aber noch eine weitere Komponente, die wir nicht vergessen dürfen.

Denn Bleie, Vorfächer und Leadcores gibt es zwar auch in verschiedenen Farben, die an unterschiedliche Gewässer-Untergründe (Sand, Lehm, Schlamm, Stein….) angepasst sind, aber wichtiger für ihre korrekte Verwendung in den neuen Grundangel-Rigs sind nicht so sehr die optischen sondern ihre physikalischen Eigenschaften im Zusammenspiel mit der gewählten Montage.

Bei Bleien kommt es daher z.B. vor allem auf die Form und das Gewicht an. Grundsätzlich sollte man beim Angeln auf weichem (Schlamm) oder krautigem Untergrund darauf achten, Bleiformen zu wählen, die nicht so leicht einsinken, damit sie einen Köder nicht in die Bodenstruktur hineinziehen und für die Fische schlecht sichtbar machen. Verwendet man trotzdem kompakte Bleie, wäre es ratsam, zumindest lange Vorfächer und/oder Montagen mit auftreibenden (Pop–Up) Ködern dazu zu wählen. Kompakte, aerodynamische Bleie hingehen haben den Vorteil, dass man sie weiter werfen kann als „sperrige“ Formen, und diese eignen sich durchaus gut auf festem Bodengrund.

Bei Vorfächern hängt die richtige Wahl in erster Linie von der Montage und vom Gewässerboden ab. Hier muss vor allem man auf Länge und Material-Sorte achten. Es gibt die weiche, die harte und die Hinged-Sorte. Harte, kurze Vorfächer ermöglichen ein besonderes sicheres Anhaken, aber sie eignen sich nur für festen Boden und werden auch vom vorsichtigen Fisch eher wahrgenommen. Als passende Montage für sie wäre z.B. das Chod Rig gut geeignet. Hinged-Vorfächer sollte man nur für das Hinged Stiff Rig verwenden. Weiche, längere und weiche Vorfächer sind für fast alle anderen Rigs gut geeignet, sowie auch überall da ratsam, wo die Bodenstruktur die Sichtbarkeit des Köder einschränkt (Krautbetten, Schlamm). Man kann mit ihnen misstrauische Fische besser überlisten – aber man riskiert bei ihnen auch sehr langes „Herumspielen“ sowie vermehrte Fehlbisse und Ausschlitzer.

Beim Leadcore kann man z.B. auf lehmigem Grund gut mit oranger Farbe arbeiten; hier empfiehlt es sich dann aber vor allem, ein kürzeres Vorfach zu wählen, weil kürzere Vorfächer besseres Anhaken garantieren (siehe oben).

Ihr seht also: Farbe war, ist, und bleibt ein bedeutender Faktor Eurer Angelstrategie! Wenn Ihr dies bedenkt, werdet Ihr mit Sicherheit mehr Erfolge erzielen.

 

In diesem Sinn wünsche ich Euch Frohe Festtage, ein super-tolles erfolgreiches neues Jahr und dabei natürlich ganz viel Petri Heil!

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